SIE KENNEN JEMANDEN MIT SUIZIDGEDANKEN?

Eine Person, die Suizidgedanken hat, ist oft zwischen Todes- und Lebensimpulsen hin- und hergerissen. Einerseits hat die Person das Gefühl in der aktuellen Situation so nicht mehr weiterleben zu können, andererseits besteht aber auch ein Wunsch nicht sterben zu müssen.

Copyright Bild re.: S. Kirchner

Für gewöhnlich kündigen die Personen ihre Absicht, sich das Leben zu nehmen, an (direkt, z.B. „Ich möchte nicht mehr leben“, oder indirekt, z.B. „Das hat alles keinen Sinn mehr“) oder können anhand bestimmter Hinweise, Äußerungen oder Verhaltensweisen erkannt werden, auch wenn dieses Erkennen nicht immer einfach ist. Suizidfantasien und -pläne, die schon sehr konkret sind, sind dabei besonders gefährlich. Außerdem ist die Gefahr, sich etwas anzutun, höher, wenn sich Suizidgedanken aufdrängen oder wenn Suizidmittel verfügbar sind.

Was können Sie tun, wenn eine Person Suizidgedanken hat?

Wenn Sie das Gefühl haben, dass eine Person daran denken könnte, sich das Leben zu nehmen, dann sprechen Sie diese Person darauf an. Fragen Sie, ob die betroffene Person Gedanken hat, sich etwas anzutun.

Sie können sich auch professionelle Hilfe zu dem Gespräch holen. Achten Sie auch auf sich selbst, und übernehmen Sie nicht zu viel Verantwortung, damit Sie sich selbst nicht überfordern. Professionelle Hilfseinrichtungen stehen auch Ihnen persönlich zur Verfügung, die Situation zu besprechen, wenn Sie bei der betroffenen Person nicht ankommen oder die Person das Gespräch ablehnt.

Professionelle Hilfe hinzuholen

Nachdenkliche Frau von hinten in Schwarz Weiß
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Akute Suizidgefährdung

Erfahrungsberichte

Caro M. (27) und Franz (52) kennen in ihrem Umfeld jeweils eine Person, die sich in einer suizidalen Krise befindet bzw. befunden hat.* In ihren Interviews berichten sie darüber, wie diese diese Situation erlebt haben, woran sie erkannt haben, dass sich die betroffene Person in einer Krise befindet und wie sie diese bei der Krisenbewältigung unterstützen.

*Namen werden genannt wie von den Betroffenen gewünscht.

Franz

„Das, was am Beginn geholfen hat, waren Gespräche: einerseits mit den Fachkräften, mit den Psychologen […] und Gespräche mit Freunden.“

Franz (52) berichtet, dass seine Tochter im Alter von 13 Jahren zum ersten Mal suizidal war. Er beschreibt, dass seine Tochter sich in ihrer Persönlichkeit sehr verändert hatte und schwer ansprechbar war. „Die Schwierigkeit war, zu verstehen, ob real eine echte Gefahr drohte oder ob das ganze Thema sozusagen jugendlicher und pubertärer Natur wäre“, so Franz. Er hat die ausgesprochenen Suizidfantasien anfangs nicht ernst genommen, bis die Suizidgedanken schließlich immer öfter und deutlicher kommuniziert wurden. Im weiteren Verlauf hat Franz einen Psychiater kontaktiert und einen Psychotherapeuten organisiert. Seine Tochter hat manchmal auch selbst die Polizei, Rettung oder die Psychiatrie angerufen.

Franz berichtet, dass er in diesen Phasen für seine Familie „nur funktioniert“ hat. „Für meine Frau und mich kamen regelmäßig zeitlich danach nervliche Zusammenbrüche“, erinnert sich Franz. Gemeinsame Gespräche der Familie mit einem Therapeuten haben sowohl seiner Tochter als auch ihm selbst sehr geholfen.

Heute geht es seiner Tochter und somit auch Franz selbst wieder besser. Seine Tochter ist nun in einer WG fremd untergebracht und wird dort betreut. Er rät anderen Menschen in ähnlichen Situationen vor allem ruhig zu bleiben und zu versuchen mit der Person, die sich in einer suizidalen Krise befindet, ins Gespräch zu kommen. Es sollte rasch fachliche Hilfe geholt werden. Franz empfiehlt auch, als Angehöriger selbst in Therapie zu gehen.

Betroffener Franz
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Betroffene Caro M.
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Caro M.

„In diesen kurzen Monaten hat sie so viel gelernt und sie erzählt gerne davon, wenn sie merkt eine neue Strategie funktioniert. Es ist auch schön zu sehen, wie sie wieder aufblüht und irgendwie merkt, oh wow, ja da geht was weiter.“

Caro M. (27) hat eine jüngere Schwester, die einen Suizidversuch unternommen hatte. Sie lebt in einem anderen Land als ihre Schwester und hat deswegen nur von ihrer anderen Schwester von dem Suizidversuch telefonisch erfahren. „Als ich davon erfahren habe, war es ein Schock“, erzählt Caro M., „ich war regelmäßig mit ihr in Kontakt, wusste aber nicht, dass es ihr so schlecht geht“. Aufgrund der geographischen Distanz hat sie sich hilflos gefühlt. Über ihre anderen Geschwister hat sie sich am Laufenden halten lassen, wie es ihrer kleinen Schwester derzeit geht. Außerdem hat sie ihrer Schwester, während ihres stationären Aufenthaltes, einen Brief geschrieben und ihr regelmäßig ihre Unterstützung angeboten.

Caro M. hat viel mit Freund:innen über ihre Situation geredet, auch eine Beratungsstelle aufgesucht und besucht nun regelmäßig eine Psychotherapeutin. Ihre Arbeit und ihr Studium gaben ihr außerdem eine Routine zurück. „Die Arbeit und das Masterarbeit Schreiben war auch irgendwie ein Anker in dieser Zeit. Es hat mir Halt gegeben, ich wusste, da muss ich mich jetzt konzentrieren“, so Caro M. Yoga und regelmäßige Auszeiten haben ihr in der Zeit auch sehr geholfen.

Was ist wichtig zu beachten?

Wenn Sie den Eindruck haben, dass eine Person daran denken könnte, sich das Leben nehmen zu wollen, sollten Sie folgendes beachten:

  • Ansprechen: Die Person fragen ob er/sie daran denkt, sich das Leben zu nehmen.
  • Bei Bedarf professionelle Hilfe hinzuziehen: Sie sind nicht alleine, es gibt professionelle Hilfe, die Sie und die betroffene Person unterstützt.
  • Auf sich selbst achten: Überfordern Sie sich selbst nicht und achten Sie auf sich selbst.

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