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Suizidgedanken? Sie sind nicht alleine!

Jeder Mensch kann Suizidgedanken haben und viele Menschen haben schon einmal Momente oder Situationen erlebt, in denen die Verzweiflung so groß war, dass sie daran gedacht haben, sich das Leben zu nehmen. Diese Gedanken sollten immer ernst genommen werden. Auch wenn die aktuelle Situation vielleicht ausweglos erscheinen mag, es gibt viele Möglichkeiten, Hilfe und Unterstützung zu finden.

Wenn Sie Suizidgedanken haben, verzweifelt sind oder Angst haben, dass Sie sich etwas antun könnten, dann zögern Sie nicht und holen Sie sich Hilfe. Sich Hilfe zu holen ist ein Zeichen von Stärke! Sie finden Adressen zu Hilfseinrichtungen und Krisenhotlines unter Anlaufstellen.

Copyright Bild re.: M. Sabetzer

Über Geschichten darüber, wie Menschen es geschafft haben, mit ihren Problemen konstruktiv umzugehen und einen Weg aus der Krise zu finden, wird aber leider viel zu selten berichtet. Im folgenden Abschnitt sollen daher nun die Geschichten von Sigrid Moser (41), Berni L. (31), Silvi Muehringer (66), Johannes (20), Nicole Kornherr (40), Jürgen Frauhammer (46) und Peter Denk (54) und ihren suizidalen Krisen erzählt werden und davon, wie sie die damalige Situation erlebt haben, was sie getan haben, damit es ihnen wieder besser geht, und wie ihr Leben heute aussieht.*

*Namen werden genannt wie von den Betroffenen gewünscht.

Betroffene Sigrid
Copyright: S. Kirchner

Sigrid Moser

„Also ich habe schon eine Chance gekriegt, oder? Und das macht mir eben am meisten Freude.“

Sigrid Moser (41) hatte in ihrem Leben viele verschiedene Lebenskrisen. Im Zuge dieser Krisen kam es zu mehreren Psychosen und drei Suizidversuchen. Sie hat die damalige Zeit als sehr belastend wahrgenommen und erzählt, dass sie ihren Lebensmut verloren hat. Nach ihrem ersten Suizidversuch hat sie gemerkt, dass sie Hilfe braucht und hat Reha-Maßnahmen in Anspruch genommen. Sich Freund:innen anvertrauen sowie professionelle Hilfe von einer Therapeutin und einer Psychiaterin haben ihr sehr geholfen. „Ich habe einem guten Freund meine Ängste geschildert. Da hat er gesagt, du bist nicht allein“, erzählt sie. Eine professionelle Hilfsorganisation in ihrem Wohnort gab ihr außerdem Sicherheit. „Es hat mir in erster Linie geholfen, dass ich ein Hilfesystem gehabt habe, wo ich mich hinwenden habe können und wo ich Unterstützung bekommen habe“, so Sigrid Moser. 

Heute hat sie ihre Ängste besser im Griff. „Manchmal sind die Ängste noch da, aber ich habe so ein bisschen ein Grundvertrauen, dass es gut laufen kann“, so Sigrid Moser. Sie ist heute Genesungsbegleiterin und begleitet mittlerweile selbst Personen mit psychischen Erkrankungen. Sie freut sich, dass sie mit ihrer Arbeit etwas bewegen kann. Im Nachhinein ist sie froh, dass sie nicht aufgegeben hat. Sie würde auch anderen Personen in ähnlichen Situationen dazu raten, „nicht die Nerven zu schmeißen“ und sich Hilfe zu suchen. „Such dir was, was dir etwas gibt“, empfiehlt sie außerdem.

Berni L.

„Ich bin jetzt der Mensch, der ich bin, und damals war ich ein Mensch, der versucht hat irgendwer zu sein, der er nicht war.“

Berni L. (31) hatte in der Vergangenheit aufgrund seiner sexuellen Identität Probleme, zu sich selber zu stehen. Durch sein Outing als schwuler Mann wurde er diskriminiert und machte sich persönlich auch viel Druck. „Ich habe mir gedacht, eigentlich will ich ja dazu gehören“, so Berni L. Damit es ihm besser geht, hat er schließlich das Gespräch mit Freund:innen gesucht und sich ihnen anvertraut. Darüber reden sowie Teil einer Community zu sein und Ablenkungen durch Freizeitaktivitäten haben ihm während seiner schwierigen Zeit geholfen. Mit dem Zuziehen von professioneller Hilfe konnte er schließlich seine suizidale Krise bewältigen. Heute berichtet er, dass es ihm ganz anders geht. „Ich stehe zu mir, ich kann [über meine suizidale Krise] sprechen“, so Berni L. Er steht zur Gänze zu sich, und kann über seine Krise offen sprechen. Er gibt an, dass er jetzt der Mensch ist, der er ist, und der nicht vorgibt jemand anderer zu sein.

Betroffener Berni L.
Copyright: S. Kirchner

Er erwähnt, dass „das Gespräch mit einer einzigen Person im Umfeld reicht“, um sich erste Hilfe zu suchen und über seine Probleme zu reden. Ebenso ist es aus seiner Sicht wichtig, zu betonen, dass in weiterer Folge auch eine Therapie helfen kann. Er empfiehlt außerdem, den Kontakt zu anderen Personen zu suchen, denen es ähnlich geht. „Das hilft natürlich, wenn man sich mit Personen austauscht, oder auch nur im gleichen Raum ist, wie Personen, die das Gleiche durchgemacht haben oder durchmachen“, so Berni L.

Silvi Muehringer

„Ich habe nur dieses eine [Leben]. Und ich werde doch nicht wahnsinnig sein und dieses eine wegschmeißen. Weil was ist, wenn ich mich irre? Was ist, wenn ich mich täusche?“

Silvi Muehringer (66) hatte Suizidgedanken aufgrund einer depressiven Erkrankung. Sie fühlte sich „erstarrt“ und wusste nicht, was mit ihr los ist. Sie wollte aber unbedingt für ihre Tochter weiterleben und hat sich schließlich Hilfe geholt. „Ich wollte ja nicht sterben, es war nur: so wollte ich nicht leben“, erzählt sie. Sie ist aufs Land gezogen und hat sich professionelle Hilfe gesucht. Eine Freundin hat ihr während ihrer suizidalen Krise sehr geholfen und hatte immer ein offenes Ohr für sie. Medikamente, die sie von ihrem Psychiater verschrieben bekommen hat, haben sie dazu noch unterstützt. Sie berichtet, dass ihr die Kombination aus Gesprächen, Freund:innen, und professioneller Hilfe und Behandlung am besten geholfen hat. „Es hat sich wie ein ganz kleiner Schritt nur angefühlt, aber es war wirklich wie der Phönix aus der Asche“, erinnert sie sich. Heute hat Silvi Muehringer Freude an vielen kleinen Dingen und berichtet, dass ihr Leben fröhlich geworden ist. Sie erzählt davon, dass es noch viele Dinge gibt, die sie erleben möchte: „Ich habe viel vor im Leben“.

Betroffene Silvi
Copyright: S. Kirchner

Anderen Betroffenen würde sie raten, rechtzeitig mit einer anderen Person zu reden und die eigenen Probleme „nicht in sich hinein zu fressen, sondern sich zu trauen“ und das Gespräch zu suchen.

Johannes

„Das Leben ist nicht nur so eine kleine Blase, sondern es ist etwas viel Größeres und das will ich ausnutzen.“

Johannes (20) hat zu Beginn der Covid-19 Pandemie die Schule gewechselt. Nachdem kurz darauf ein Lockdown eintrat, konnte er seine Kolleg:innen und Freund:innen nur online sehen, wodurch sich Johannes isoliert und alleine gefühlt hat. Zusätzlich wurden seine schulischen Leistungen schlechter. Zudem hat ihn auch die psychische Erkrankung seines Vaters während des Lockdowns sehr belastet. Nach seinem Suizidversuch hat Johannes eine Gesprächstherapie begonnen. Er hat auch eine Pause von der Schule gemacht, um sich auf sich selbst und auf die Dinge zu konzentrieren, die ihm Freude machen. „Da ist ein riesiger Druck von mir abgefallen“, erzählt er. Mittlerweile geht Johannes wieder in die Schule und ist kurz davor, seinen Abschluss zu machen. Die Familie ist enger zusammengerückt und es freut ihn sehr, dass die Kommunikation in der Familie nun besser geworden ist. „Man weiß jetzt einfach, man kann sich viel mehr aufeinander verlassen“, freut sich Johannes. Außerdem ist er seit 1,5 Jahren in einer Beziehung, was ihm auch viel geholfen hat.

Betroffener Johannes
Copyright: S. Kirchner

Er würde anderen Personen raten, den Schritt zu wagen auszusprechen, dass sie Hilfe brauchen und sich eine Bezugsperson zu suchen, mit welcher sie offen reden können. „Es wird dich keiner auslachen, und du musst dich auch für nichts schämen“, versichert Johannes. Des Weiteren verweist er auf professionelle Hilfe wie zum Beispiel eine Gesprächstherapie oder Hilfe von einem Psychiater.

Betroffene Nicole
Copyright: S. Kirchner

Nicole Kornherr

„Gerade wenn ich wieder rauskomme aus einer Depression, merke ich ja, wie schön das Leben ist.“

Nicole Kornherr (40) hat eine bipolare Störung und in ihren depressiven Episoden hatte sie oft Suizidgedanken. Sie hat sich Hilfe gesucht bei verschiedenen Organisationen (z.B. Kriseninterventionszentrum, psychosozialer Notdienst) und ist mittlerweile medikamentös eingestellt. Während ihren Aufenthalten in psychiatrischen Einrichtungen hat sie Skills-Training gemacht und Tipps und Tricks bekommen, wie sie in Akutsituationen mit ihren Suizidgedanken umgehen kann. Des Weiteren hat es ihr geholfen, sich bewusst zu machen, dass ihre depressiven Episoden auch wieder vorbeigehen. „Nichts währt ewig. Jede Phase geht auch wieder vorbei“, so Nicole Kornherr. Momentan geht es ihr gut. Die Suizidgedanken treten zwar immer wieder in depressiven Episoden auf, aber mittlerweile hat sie Wege gefunden, damit gut umzugehen. Sie rät anderen Personen, die sich in einer suizidalen Krise befinden, Geduld und Ausdauer zu üben. Hilfe zu suchen und auch anzunehmen sind ihr sehr wichtig. Außerdem rät sie, „dass man sich [selbst] nicht als Belastung“ sehen sollte. „Es ist wichtig über Suizidalität zu reden, bevor es zu spät ist“.

Sie brauchen jetzt Hilfe?

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Betroffener Jürgen Frauhammer
Copyright: S. Kirchner

Jürgen Frauhammer

„Ich habe mir vorher gedacht, mein Leben hat keinen Sinn, und jetzt merke ich, das Leben hat doch einen Sinn. Und es hat einen ganz großen Sinn.“

Jürgen Frauhammer (46) hat drei Suizidversuche unternommen. Er berichtet, dass er den Tod seines Enkels nicht verkraftet hat und begann, Stimmen zu hören. Er hat sich beim Psychosozialen Dienst (PSD) Hilfe geholt und einen Psychiater aufgesucht, um herauszufinden, was mit ihm los ist. Nach seinen Suizidversuchen hat er auch immer Zeit im Spital verbracht, wo ihm Gespräche, Musik- und Maltherapie sehr geholfen haben. Mittlerweile ist er bei pro mente, die ihm aus der Krise geholfen haben. Er ist außerdem mit Medikamenten eingestellt und hat wieder angefangen, seinem Beruf als Koch nachzugehen. „Wieder unter Leute zu kommen“ und mit Personen zu reden, die ähnliches erlebt haben wie er, war Jürgen Frauhammer sehr wichtig. Heute lebt er in einer eigenen Wohnung mit seiner Freundin und seiner Katze. Er ist glücklich, dass er es geschafft hat und erzählt, dass er mittlerweile merkt, dass das Leben einen Sinn macht, und dass man alles meistern kann. Er empfiehlt anderen Personen, die sich in einer suizidalen Krise befinden, das Gespräch zu suchen und sich Hilfe zu holen. „Zu einem Freund gehen, oder wirklich zu einem Psychologen, Psychiater. Man braucht sich nicht schämen, dass man dorthin geht“, so Jürgen Frauhammer.

Peter Denk (54) hat im Jahr 2016 einige traumatische Erfahrungen machen müssen. Es sind nicht nur seine Schwester und seine Mutter gestorben, sondern seine Firma befand sich auch in einer schwierigen finanziellen Situation und in weiterer Folge hatte er auch Probleme in seiner Beziehung. Er hat zwei Suizidversuche unternommen. Nach einem „Nervenzusammenbruch“, wie er es nennt, erlebte er dann aber einen Schlüsselmoment, in welchem er für sich erkannte: „Für mich war das, wie wenn ich die Chance bekommen hätte, das Leben neu zu starten.“ Er hat daraufhin eine Selbsthilfegruppe aufgesucht, in welcher er sich verstanden fühlte. Der Austausch mit Menschen, die ähnliches erlebt haben, hat ihm nach eigener Aussage sehr geholfen. Im Laufe der Zeit hat Peter Akzeptanz und Rücksichtnahme gelernt. Heute teilt er seine Erfahrung gerne mit anderen Menschen, die ähnliches erlebt haben wie er. „Quasi ein Lebensouting“, so Peter Denk, „damit sich auch andere Menschen verstanden fühlen durch meine Erlebnisse“. Er würde anderen Personen in ähnlichen Situationen dazu raten „die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen, auch wenn es schwierig ist“. Man sollte sich selbst noch einmal eine Chance geben. Er empfiehlt außerdem Selbsthilfegruppen und sich die Zeit zu nehmen über seine Probleme sprechen und weinen zu dürfen.

Peter Denk

„Und wenn man das schafft, dieses Aufstehen, dann hat man eine echte Chance, dass man da auch etwas in der Zukunft machen kann.“
Betroffener Peter Denk
Copyright: S. Kirchner

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