SIE HABEN JEMANDEN DURCH SUIZID VERLOREN?
Eine nahestehende Person durch Suizid zu verlieren stellt eine außergewöhnliche und schmerzliche Belastung für Hinterbliebene dar. In vielen Fällen stehen die Hinterbliebenen zunächst unter Schock und bleiben ratlos zurück, da die gestorbene Person plötzlich aus dem Leben der Zurückgelassenen herausgerissen wird. Es kann dabei zu Gefühlen wie Ablehnung, Scham, Verzweiflung, Fassungslosigkeit, Verlassen Werden, Depression oder Angst oder auch zu körperlichen Reaktionen wie zum Beispiel Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit kommen.
Bin ich schuld?
Expter:innen erleben oft in der Praxis, dass sich hinterbliebene Personen Schuldgefühle oder Vorwürfe machen. Sie sind allerdings nicht an dem Tod Ihrer geliebten Person schuld! Einerseits ist es nicht einfach, Suizidalität zu erkennen, und andererseits gibt es auch keinen einzelnen Grund, warum eine Person sich das Leben genommen hat. Durch oft langwierige und intensive Trauerarbeit kann es den Hinterbliebenen aber gelingen, das Geschehene zu akzeptieren und Abschied von der gestorbenen Person zu nehmen. Einen Suizid im Umfeld zu erleben, kann aber auch bei den Hinterbliebenen selbst eine suizidale Krise auslösen. Sollten Sie selbst Gedanken an Suizid haben, dann suchen Sie sich bitte so schnell wie möglich professionelle Hilfe!
VIDEO – Hilfe nach dem Suizid einer nahestehenden Person
Hilfe nach dem Suizid einer nahestehenden Person
Die Trauer nach dem Suizid einer nahestehenden Person wirkt meist schwer und dauert nach Erfahrung von Expert:innen oft länger als andere Trauerprozesse.
In der Phase der Trauer und auch darüber hinaus ist es wichtig, dass sich die Hinterbliebenen Unterstützung und Hilfe suchen. Stigma in der Gesellschaft und das Tabu, über Suizid zu sprechen, kann Hinterbliebene dabei hindern, sich Hilfe zu suchen. Professionelle Hilfseinrichtungen und/oder Personen, denen Sie vertrauen und mit denen Sie ihre Trauer und Gefühle teilen können, können Sie in Ihrer Trauer begleiten und unterstützen.
Die ersten Tage nach dem Verlust
In den ersten Tagen nach dem Verlust einer nahestehenden Person durch Suizid stehen Hinterbliebene unter Schock und immenser Trauer. Darüber hinaus sind sie mit einigen langwierigen Abläufen und Prozessen konfrontiert, die geregelt werden müssen. Im Folgenden stellen wir Ihnen die häufigsten/wichtigsten Prozesse vor:
- Das Umfeld informieren: Für viele Hinterbliebene stellt sich in dieser Situation die Frage, wie sie das Umfeld informieren sollen. Auch wenn Suizid noch immer ein Tabuthema ist, ist es gut, die Todesursache nicht zu verschweigen, auch um Gerüchten vorzubeugen.
- Polizeiliche Ermittlungen: In Österreich wird bei einem berichteten Suizidfall immer anfangs von einem Fremdverschulden ausgegangen und deswegen mit polizeilichen Ermittlungen begonnen. Diese beinhalten unter anderem das Erfassen von persönlichen Daten der gestorbenen Person sowie das Beschlagnahmen von etwaig vorhandenen Abschiedsbriefen oder Tagebüchern. Bei einer unklaren Todesursache wird außerdem eine Obduktion durchgeführt.
- Das Begräbnis: Sie erhalten bei der Organisation des Begräbnisses Unterstützung vom Bestattungsunternehmen.
VIDEO – Die ersten Tage nach dem Suizid einer nahestehenden Person
In der gesamten Zeit ist es wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und sich die Zeit zu geben, die man braucht. Wenn Sie keine Unterstützung in Ihrem näheren Umfeld finden, suchen Sie sich professionelle Hilfe. Wenn die Überforderung zu stark wird und vorhandene Möglichkeiten keine Linderung verschaffen, zögern Sie bitte nicht, sofort professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Trauerphasen
Wenngleich Trauer unterschiedlich wahrgenommen und erlebt wird, gibt es in der Fachliteratur das Modell der „Vier Phasen der Trauer“, welche von Verena Kast begründet wurden.
1. Nicht wahrhaben wollen:
Die Person, die trauert, fühlt sich in dieser ersten Phase oft betäubt bzw. kann auch von Gefühlen übermannt werden und dabei zu massiver Unruhe oder Angst führen. Die dabei auftretenden Gefühle, wie zum Beispiel Verzweiflung, Scham oder Wut können als unerträglich bis hin zu unkontrollierbar empfunden werden.
2. Aufbrechende Emotionen:
In dieser Phase kann es bei den Hinterbliebenen zu einem regelrechten Gefühlschaos kommen, welches auch Konflikte mit anderen Personen auslösen kann. Gefühle der Trauer, Wut, Angst oder Schmerz können intensiv von den Trauernden wahrgenommen werden. Des Weiteren geben sich die Betroffenen manchmal selbst die Schuld, dem gestorbenen Menschen nicht ausreichend geholfen zu haben, bzw. haben das Gefühl, für den Suizid verantwortlich zu sein. In dieser belastenden Situation kann es auch vorkommen, dass Hinterbliebene selbst Suizidgedanken entwickeln und ihre Lebensperspektive verlieren.
3. Suchen und sich Trennen:
In dieser Phase erinnern sich Trauernde an gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse mit der gestorbenen Person, um Teile der Beziehung zu dieser Person zu erhalten. In manchen extremen Fällen kann es sogar dazu kommen, dass die Trauernden sogar versuchen, das Leben der gestorbenen Person weiterzuleben. In dieser Phase beginnt die trauernde Person nun damit, zu akzeptieren, dass die gestorbene Person nicht mehr ins Leben zurückkehren wird.
4. Neues Selbst und Weltbezug:
Die Gedanken und Handlungen der Trauernden drehen sich nicht mehr ausschließlich um den:die Verstorbene:n, sodass es wird wieder möglich wird, das eigene Leben zu gestalten. Gefühlsausbrüche sind allerdings an bestimmten Tagen, z.B. Gedenktagen, noch möglich. Bei einem sehr langen Trauerprozess oder bei auftretenden Schwierigkeiten, die Trauer zu verarbeiten, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.
Nehmen Sie an unserer Studie teil!
Bitte nehmen Sie sich etwas Zeit. Sie helfen uns damit anderen zu helfen.
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